8 juli 2013

Elisabeth Stierncrona, eine der frühen Autorinnen Schwedens

Elisabeth Stierncrona wurde am 9. Januar 1714 als Tochter des Freiherrn Gabriel Stierncrona und dessen Frau Antoinetta Maria Amya in Stockholm geboren und starb am 28. Juli 1769 im Alter von 55 Jahren ebenfalls in der schwedischen Hauptstadt. Stierncrona war ab 1729, als sie 15 Jahre alt war, mit dem 16 Jahre älteren Grafen Fredrik Gyllenborg verheiratet.

Da Elisabeth Stierncrona in der gehobenen Schicht Schwedens aufwuchs, hatte sie, wie auch ihre Geschwister, einen Privatlehrer. Welches Ausbildungsniveau sie erreichte, ist unbekannt, aber da sie einen Grafen heiratet und später literarisch an die Öffentlichkeit trat, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie eine hohe Bildung hatte und einige Fremdsprachen beherrschte. Unter ihren sechs Geschwistern erreichten nur zwei das erwachsene Alter.

Elisabeth Stierncrona, Gemälde von Magnus Hallman (1745-1822), Svenska Porträttarkivet (SPA)

Als das jüngste Kind von Elisabeth Stierncrona zwölf Jahre alt war, erschien das erste Buch der Schriftstellerin unter dem Titel En swensks tankar öfwer den 22 Junii 1756 ein politisches Werk zum Staatsstreich am 22. Juni 1756, der mit dem Tod von Erik Brahe endete und zeigt, dass sich Stierncrona bedeutend für die politischen Ereignisse jener Epoche interessierte und, vermutlich über ihren Mann, ständig auf dem Laufenden gehalten wurde.

In den Jahren 1756 und 1760 erschien dann das zweiteilige Andachtsbuch Marie bästa del eller Thet ena nödwändiga, das die Autorin als Übersetzung ausgab, obwohl alles darauf hinweist, dass Elisabeth Stierncrona selbst sämtliche Texte schrieb, wobei dieses Werk, das insgesamt 1600 Seiten umfasst, nicht nur als Andachtsbuch, das auf die Bibel aufbaut, zu sehen ist, denn Stierncrona fügte auch 67 religiöse Gedichte hinzu, die der Priester Carl Oscar Roos im Jahre 1861 separat veröffentlichte.

Sowohl in ihrem politischen als auch ihrem religiösen Werk spürt man den didaktischen Gedanken den Elisabeth Stierncrona beim Schreiben verfolgt, denn sie sieht, unter anderem, das schwedische Volk als das ausgewählte Volk des Protestantismus und will daher den Lesern gewisse Verhaltensregeln näher bringen. Dies zeigte sich auch bei En swensks tankar öfwer den 22 Junii 1756 sehr deutlich, dann sie kritisiert dabei auch das Königshaus, dass sich beim versuchten Staatsstreich über den Glauben hinaus erheben will und damit den göttlichen Willen missachtet.

Als 1759 der Ehemann von Elisabeth Stierncrona stirbt, schreibt sie ihr letztes Werk, einen 274 Seiten langen Ratschlag an ihre Kinder, der eine Mischung aus Ratschlägen und einer persönlichen Beichte ist. Zum einen bekennt sich hier Stierncrona uneingeschränkt zum protestantischen Glauben, zum anderen erzählt sie von ihren Schwächen und ihren Fehlern, was man als Vorläufer eines Bekenntnisromans sehen kann.

Parallel dazu kommt ein erneut didaktischer Teil, den sie als Ratschlag an ihre mittlerweile erwachsenen Kinder mitgeben will und spricht von der idealen Erziehung, was in jener Zeit bedeutet, einer Erziehung zum richtigen Glauben und der absolute Gehorsam gegenüber seinen Eltern. Die Schriftstellerin bietet gerade mit diesem Buch ein bedeutendes Zeitdokument, das dem Leser die Denkweise jener Epoche näher bringt, insbesondere deswegen, weil Elisabeth Stierncrona hier ein persönliches Werk schreibt, das nicht zur Veröffentlichung gedacht war, sondern sich an ihre Kinder richtete.

Ob ihre Leitregeln, die sie an die Kinder richtete, nicht auch aus persönlichen Erfahrungen heraus entstanden und der Tatsache, dass sie nach dme Tod ihres Mannes entdecken musste, dass der ganze Reichtum auf merkwürdige Geschäfte aufbaute und zwei ihrer Söhne offensichtlich nicht nach ihrem Leitfaden handelten, ist ungewiss, denn Tatsache ist, dass sie 1760 entdecken musste, dass ihr Ehemann ihr nur Schulden hinterlassen hatte und die folgenden Erbstreitigkeiten und rechtlichen Auseinandersetzungen ihr die letzte Kraft nahmen.

Die literarische Leistung von Elisabeth Stierncrona ist beachtlich, obwohl sie nur zwei ihrer Werke veröffentlichte und das dritte an ihre Familie richtete, denn sie bewies eine ausgereifte Sprache und analytisches Denken. Die religiöse Betonung, die man in ihren Werken findet, muss man zeitbedingt sehen, denn das Leben im 18. Jahrhundert kreiste ausschließlich um Religion, unabhängig davon, ob es sich um Politik, Wissenschaft oder Literatur handelte.


Copyright: Herbert Kårlin

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