25 juni 2013

Willy Kyrklund und die existentielle philosophische Literatur Schwedens

Willy Kyrklund (Paul Wilhelm Kyrklund) wurde am 27. Februar 1921 als Sohn des Ingenieurs Gunnar Kyrklund und dessen Frau Ingeborg Hörhammer in Helsingfors (Helsinki) geboren und starb am 27. Juni 2009 im Alter von 88 Jahren in Danmark bei Uppsala. Kyrklund war ab 1945 in erster Ehe mit Birgitta Persdotter Ekwall und ab 1982 in zweiter Ehe mit Karin Kebbon verheiratet.

Seine ersten Lebensjahre verbrachte Willy Kyrklund in seinem Geburtsort. Als der Junge zehn Jahre alt war, zog die Familie nach Harlu in Karelien, was jedoch bedeutete, dass Kyrklund nur die Ferien bei den Eltern verbrachte, jedoch weiterhin das schwedische Gymnasium der finnischen Hauptstadt besuchte und beim Poeten Emil Zilliacus wohnte. Nach seiner Hochschulreife  im Jahre 1938 begann Kyrklund Ästhetik und Mathematik in Åbo (Turku) zu studieren. Er musste seine Studien jedoch abbrechen, da er 1940 zum Kriegsdienst einberufen wurde. Als er 1944 die Genehmigung für einen Aufenthalt an der Stockholmer Universität erhielt, blieb der Schriftsteller ganz in Schweden.

Willy Kyrklund, Prosa, Albert Bonniers Förlag, Stockholm, 1995

In Schweden begann der finnlandschwedische Willy Kyrklund erst in einem Architekturbüro auf Lidingö zu arbeiten, begann jedoch gleichzeitig seine literarische Karriere vorzubereiten. Kyrklund studierte dann in den 50er Jahren noch Philosophie, Chinesisch, Russisch und Mathematik in Stockholm, ein Studium, das er 1953 mit einem Kandidatenexamen in Philosophie abschloss.

Die literarische Aktivität Willy Kyrklunds reicht bis 1945 zurück, als er seine Novelle Prognos negativ bei einer Ausschreibung des Verlages Åhlen & Åkerlund einreichte und dabei den ersten Preis gewann. Im Jahre 1948 veröffentlichte Kyrklund dann seine erste surrealistische Novellensammlung Ångvälten, in der man auch seine Novelle Prognos negativ findet, und nur ein Jahr später erscheint der Roman Tvåsam in dem er die Bürokratie der Epoche mit ironischen philosophischen Gedanken aufnimmt. Dieser Roman zeigt noch gewisse Parallelen mit den Werken von Lars Gyllensten und Lars Ahlin und ist der Übergang zu einem persönlichen Schaffen Kyrklunds, der anschließend mit allen literarischen Konventionen bricht.

Der Durchbruch kommt für Willy Kyrklund im Jahre 1951 mit seinem Roman Solange, dem einzigen seiner Werke, das ein breites Publikum anspricht, da das Thema nahezu jeden Schweden der 50er Jahre betrifft. Die Hauptfigur Solange verteidigt hier ihre Träume, ihre Wünsche und ihre Verletzlichkeit gegen die schwedische Wirklichkeit, während ihr Gegenpol Hugo sich allen gesellschaftlichen Normen der Zeit unterwirft.

In den folgenden 20 Jahren findet man in den Werken von Willy Kyrklund immer mehr den Einfluss der fernöstlichen Philosophien, die er als eine Art Gegenpol zum westlichen Dominanzdenken sieht und vom Leser eine sehr gute Bildung und freies Denken fordert. Den Höhepunkt dieser Denkweise Kyrklunds findet man in seinem Werk Polyfem förvandlad aus dem Jahre 1964 in dem der Schriftsteller ausdrücken will, dass die gesprochene Sprache zum Ausdruck des Lebens und des Gefühls nicht ausreicht. Kyrklund überschreitet damit die Grenzen der literarischen Gesetze und zeigt sich gleichzeitig als Meister des Wortes und der Stilistik, auch wenn die Mehrheit der Leser dem Text teilweise hilflos gegenübersteht.

Ab 1980 geht Willy Kyrklund nahezu zu einem mathematischen Existentialismus über und greift dabei zur griechischen Mythologie, holt Elemente des Alten Testamentes und bearbeitet die Fragestellungen nach dem Inhalt des Lebens aus allen wissenschaftlichen Bereichen. Die Handlungen in seinen Büchern dieser Zeit bergen die Botschaft, dass es dem Menschen nur ums Überleben geht und er dabei alle anderen Werte auf der Strecke lässt. Auch wenn diese Werke in die Tiefe der Seele steigen, so begibt sich der Schriftsteller hier auf einen isolierten Weg, dem immer weniger Leser folgen, was auch ein Zeichen dafür sein kann, dass Kyrklund die Seele des Menschen literarisch entschlüsselt hat. Die Philosophie des Schriftstellers scheint dabei in vielen Punkten ein Fortsetzung des Werkes „Also sprach Zarathustra“ von Friedrich Nietzsche zu sein.

Vor allem in den 70er Jahren veröffentlichte Willy Kyrklund, außer Prosa, auch einige Schauspiele, die allerdings nur auf Experimentalbühnen, unter anderem jener des Dramaten in Stockholm, aufgeführt wurden. Auch hier bewegt sich der Schriftsteller auf mehreren Ebenen, die teilweise auf die persische Dichtkunst aufbauen und ein Dilemma zwischen Realität und Sprache aufzeigen.

Die Einmaligkeit und die Tiefe der Werke von Willy Kyrklund wurde von der literarischen Welt Schwedens erst ab den 80er Jahren erkannt, was wiederum dazu führte, dass sich die literarischen Preise in den 90er Jahren häuften. Kyrklund wurden in diesem Jahrzehnt der Pilotpreis, der Aniarapreis und der große nordische Preis der Svenska Akademien verliehen. Im Jahre 1995 wurde dem Schriftsteller, im Alter von 74 , auch die Ehrendoktorwürde in Philosophie der Universität Uppsala verliehen.

Copyright: Herbert Kårlin

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