5 juni 2013

Samuel Gagnerus und die literarische Morallehre des 18. Jahrhundert

Samuel Gagnerus wurde am 21. Juni 1731 als Sohn des Priesters Matthias Gagnerus und dessen Frau Catharina Johansdotter Tillåsa in Västerås geboren und starb am 27. Oktober 1791 in Kungs-Barkarö im Västmanland. Gagnerus war ab 1772 in erster Ehe mit Margareta Elisabet Fahlstedt verheiratet und nach ihrem Tod in zweiter Ehe mit Maria Helena Pistolskiöld.

Über die Kindheit und die Jugend von Samuel Gagnerus ist nichts bekannt, wobei man von seiner Familienherkunft schließen kann, dass er in der bürgerlichen Schicht von Västerås aufwuchs und, wie üblich in jener Epoche, zu Hause auf den Besuch der Universität in Uppsala vorbereitet wurde. Ab 1751 studierte Gagnerus dort Philosophie, ein Studium, das er im Jahre 1758 mit einem Magister abschloss. Anschließend trat Gagnerus in den Staatsdienst.

Samuel Gagnerus, Vitterhets-Nöjen, Tryckeri Johan Georg Lange, Stockholm, 1769

Die ältesten literarischen Werke von Samuel Gagnerus erschienen in den Jahren 1767 bis 1769 im Swenska magazinet für das er, nach Carl Christoffer Gjörwell dem Älteren, auch als Herausgeber tätig war. Da bei diesem Werk jedoch die Arbeit des Bibliothekars Gagnerus in den Vordergrund dringt, sagt es wenig über die schriftstellerische Leistung des Autors und Herausgebers Gagnerus aus.

Bedeutender wurde die die literarische Leistung von Samuel Gagnerus als Mitarbeiter und Sekretär der literarischen Gesellschaft Utile Dulci in die er 1767 gewählt worden war. Bereits zwei Jahre nach seiner Wahl wurde Gagnerus für die Herausgabe des Werkes Vitterhets Nöjen beauftragt. Auch wenn der Schriftsteller nicht das gesamte Werk schrieb, so zeigt es dennoch die Denkweise und die Persönlichkeit von Gagnerus.

Im Vorwort von Vitterhets Nöjen verweist Samuel Gagnerus bereits darauf, dass er ein aufbauendes Buch für edle Herzen herausgeben will. In der Tat zeigt das Werk zwar, dass Gagnerus ungemein gebildet war, aber gleichzeitig griff er zu einer hochtrabenden Sprache und strich jede Stelle, die nur einem Scherz ähneln könnte, da diese nicht als bildend betrachtet werden können.

Schon in diesem ersten größeren Werk von Samuel Gagnerus entdeckt man auch den konservativen Sprachwissenschaftler, der sich dadurch auszeichnete, dass er die altnordische Sprache über das „moderne“ Schwedisch setzte und der Überzeugung war, dass die damals bereits toten Worte eine größeren Wortinhalt und mehr Ausdruck hatten als die zur damaligen Zeit üblichen Sprache. Gagnerus wollte diese alten Worte wieder in den gebräuchlichen Wortschatz zurückholen und begann später auch sein Werk Förteckning på gamla svenska eller göthiska ord, das jedoch in den Kinderschuhen stecken blieb.

Der bedeutendsten literarischen Einfluss von Samuel Gagnerus zeigte sich in seinem Werk Äreminne öfver G. Stjernhjelm aus dem Jahre 1776, das sehr stark von (Charles-Louis de Secondat) Montesquieu und A. L. Thomas beeinflusst war, denn mit diesem Werk führte er den Stil der französischen Literatur in Schweden ein, der nur wenige Jahre später von der Svenska Akademien als Ideal betrachtet wurde und anschließend zahlreiche Schriftsteller Schwedens beeinflusste.

Die Denkweise von Samuel Gagnerus drückt sich vor allem in seinen Werken Erinringar rörande uppfostringsverket aus dem Jahre 1774 und Tankar om menniskors sista stunder, das ein Jahr später erschien, aus, denn hier entdeckt man sehr deutlich die Lebensphilosophie des Autors für den das persönliche Leben und das Christentum eine Einheit waren bei dem das tägliche Leben einem inneren Gottesdienst glich. Diese Einstellung erklärt auch zum Teil die extrem konservative Einstellung von Gagnerus, die man auch seinen Gedichten entnehmen kann.

Samuel Gagnerus gehörte im 18. Jahrhundert zu den vielseitigsten Autoren, die zudem das Leben als eine Einheit ansahen und auch der Erziehung einen hohen Wert gaben und daher auch Lehrbücher zu diesem Thema schrieben. Für Gagnerus war es dabei wichtig zu betonen, dass Kinder lesen und denken gleichzeitig lernen müssen, damit sie den Glauben an Gott pflegen können und die Bedeutung von Wissen verstehen. Nach seiner Lehre musste ein Kind mit zwölf Jahren die gesamte moralische Lehre in sich vereinen, da sonst diese Werte für immer verloren waren.

Auch wenn Samuel Gagnerus eine sehr wichtige Rolle innerhalb der schwedischen Literaturgeschichte spielte, so war er nie ein Meister der Stilistik, da für ihn die Bedeutung von Worten zu wichtig war und er immer bemüht war eine moralische Lehre weiterzugeben, die den Menschen zu einem Ideal erheben sollte.

Copyright: Herbert Kårlin

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