28 februari 2013

Lotta Lotass und die poetische Prosa des Surrealismus

Lotta Lotass, geborene Hellberg, wurde am 28. Februar 1964 in Borgsheden in Dalarna geboren und lebt seit 1991 in Göteborg. Lotass, eine Anhängerin des Veganismus und der Antialkoholbewegung, gehört zu den modernen schwedischen Autoren, die man trotz ihrer Offenheit nicht vollständig greifen kann, die die Menge scheut und daher nur selten in ihrer Eigenschaft als Schriftstellerin an die Öffentlichkeit tritt.

Ihre Kindheit verbrachte Lotta Lotass in Mockfjärd. Ihr Vater arbeitete in der Fabrik, die Mutter im Altersheim, wobei die Tochter die meiste Zeit bei ihrer Großeltern mütterlicherseits verbrachte, wo sie vermutlich bereits ihre Neigung zum Abstrakten und zur Technik gewann, denn der Großvater war ein ländlicher Erfinder und ein Einzelgänger wie die Autorin selbst. Mit 16 verließ Lotass das kleine Dorf und zog nach Borlänge, wo sie nach verschiedenen Gelegenheitsarbeiten bei Komvux im Jahre 1990 ihre Hochschulreife nachholte.


Im Jahre 1991 verließ Lotta Lotass Borlänge und begann an Universität Göteborg Philosophie und Literaturwissenschaft zu studieren. Im Jahre 2002, zwei Jahre nach der Veröffentlichung ihres ersten Romanes, schrieb sie in Göteborg unter dem Titel Friheten meddead - Studier i Stig Dagermans författarskap ihre Doktorarbeit über Stig Dagerman. Bereits 2009 wurde die Schriftstellerin als jüngstes Mitglied in die Svenska Akademien gewählt, wo sie auf dem Stuhl Nummer 1 nach Sten Rudholm Platz nahm.

Ihr literarisches Debüt machte Lotta Lotass mit dem ersten Band einer Trilogie, die dem Leser die Person Lotass in ihrer Heimatregion näher bringt, da der erste Band Dalarna als Hintergrund hat und man in den handelnden Personen sehr viele Züge von wirklichen Personen entdecken kann, die die Denkweise und die Ideen von Lotass prägten.

Wer das erste Buch von Lotta Lotass, Kallkällan, in die Hände nimmt und einige Sätze daraus liest, entdeckt unmittelbar, dass es sich dabei nicht um ein Buch wie viele andere handelt, denn selbstverständlich beherrscht die Schriftstellerin Stilistik und Wortwahl, aber der Unterschied ist, dass Lotass Prosa in Versform schreibt und einen Roman zu einem Gedicht macht ohne ihm die Spannung und den logischen Handlungsablauf zu nehmen. Lotass lässt den Leser von einer realistischen und greifbaren Welt, die sich auf mehreren Ebenen gleichzeitig abspielt, in eine surrealistische Welt gleiten in der die Grenzen zwischen Leben und Tod verschwinden, lässt ihn aber dennoch ohne Probleme in ihre literarische Welt eindringen.

In ihren Büchern, Dramas und Hörspielen geht Lotta Lotass oft bis an die Grenze des literarisch Möglichen und fordert daher die Aufmerksamkeit des Lesers, denn Lotass bietet keine Rezepte, sondern verlangt, dass der Leser selbst die Lösung findet, die zudem von Leser zu Leser sehr unterschiedlich sein kann. Diese Art des Schaffens unterscheidet Lotass von den anderen Gegenwartsautoren, die Angst davor haben ihre eigene Grenze zu überschreiten oder persönliche Erfahrungen in Frage zu stellen.

Mit jedem Buch, das Lotta Lotass veröffentlicht, überrascht die Autorin seine Leser erneut, denn auch wenn sie ihre Themen teilweise aus scheinbar bekannten Themen der Technik oder, wie bei ihrem bisher jüngsten Roman Konungarnas tillbedjan, aus der Bibel holt, so entwickelt sich daraus ein surrealistisches Meisterwerk, das völlig andere Bahnen nimmt als man auf Grund des Titels annimmt. In Konungarnas tillbedjan greift Lotass die Ankunft der drei Weisen aus dem Morgenland in Bethlehem auf, aber sie gibt nicht, wie die Religion, eine klare Antwort, sondern las vor der Redaktion ihres Werkes das Matthäusevangelium so wie es aufgezeichnet wurde, was dazu führt, dass nicht Erklärungen geboten werden, sondern Fragen auftauchen die es ermöglichen die Bibel mit neuen und kritischen Augen zu lesen ohne sich jedoch vom Glauben abwenden zu müssen.

Obwohl Lotta Lotass eine der bedeutendsten modernen Autoren Schwedens ist, der schon heute ein Platz in der Literaturgeschichte Schwedens garantiert ist, so ist die Autorin mit ihren Büchern in anderen Ländern kaum bekannt. Die Ursache kann man darin suchen, dass Lotass die schwedische Sprache und die Prosalyrik meistert und dabei mit den Worten aus unterschiedlichen Epochen und selbst Regionen spielt, was die beste Übersetzung zur Arbeit eines Stümpers werden lässt, denn Lotass schreibt keine Romane mit den Worte einer Sprache, sondern sie malt lyrische Bilder in Prosaform, die selbst schwedische Leser nicht immer fassen können. Wer daher die Leistung von Lotass wirklich erfassen will, ist gezwungen ihre Werke in schwedischer Sprache zu lesen und diese sehr gut zu beherrschen.

Copyright: Herbert Kårlin

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