23 januari 2013

Malla Silfverstolpe und der literarische Salon in Uppsala

Malla (Magdalena) Silfverstolpe, geborene Montgomery, wurde am 8. Februar 1782 als Tochter des Oberst Robert Montgomery und dessen Frau, der Freiherrin Catharina Charlotta Rudbeck, in Snappertuna in Finnland geboren und starb am 17. Januar 1861 in Uppsala. Sie war verheiratet mit Oberst David Gudmund Silfverstolpe.

Da die Mutter von Malla Silfverstolpe bereits zwei Monate nach der Geburt der Tochter starb, zug ihr Vater zurück nach Schweden und das Mädchen wurde vor allem von ihrer Großmutter erzogen, von Magdalena Rudbeck. Silfverstolpe wuchs daher auf dem Schloss Edsberg bei Sollentuna auf und erlebte von Beginn an das höfische Leben mit Privatunterricht und einem französisch geprägten, sehr aktivem gesellschaftlichem Leben.


Auch wenn Literatur und Kunst im Leben von Malla Silfverstolpe von Beginn an allgegenwärtig waren, zeigte sie in ihrer Jugend keine besonderen Interessen für die Schriftstellerei oder die Poesie. Sehr früh scharte sich jedoch eine Gruppe von Freiern um sie. Im Jahre 1807 heiratete sie daher David Gudmund Silfverstolpe, der nicht nur erheblich älter war, sondern auch in keiner Weise mit ihrem Charakter und ihren Interessen zu vereinbaren war. Entsprechend schlecht wurde auch die Ehe.

Und dennoch sollte gerade diese Ehe über die Zukunft von Malla Silfverstolpe entscheiden, denn als das Paar 1812 nach Uppsala zog, war Malla sehr schnell in den akademischen und literarischen Kreisen integriert und lernte, unter anderem, Per Daniel Amadeus Atterbom und Erik Gustaf Geijer kennen für die sie sich zur Vertrauten entwickelte. Silfverstolpe lernte in diesem Kreis die damals moderne schwedische Literatur schätzen. Als die Schriftstellerin dann 1816 auch noch den mehrmonatigen Besuch der deutschen Schriftstellerin Amalia von Helvig bekam, öffnete sich für Silfverstolpe die gesamte Welt der literarischen Romantik.

Als im Jahre 1819 der Ehemann von Malla Silfverstolpe stirbt, beginnt sie ein Leben nach ihrem Geschmack zu führen und schon ein Jahr später schreibt sie an all ihre literarischen und musikalischen Freunde, dass sie jeden Freitag Abend empfängt und sich über jeden Gast freuen würde. Mit dieser Einladung beginnt der bedeutendste literarische Salon Schwedens, der bis heute die schriftstellerische Leistungen Silfverstolpes überdeckt.

Diese Abende bei Malla Silfverstolpe begannen mit einem Essen mit vier Gängen und gingen dann in das Vorlesen aus neuen Werken und Manuskripten über. Eine Mischung aus bekannten Autoren und Studenten, die sich für die Literatur geschaffen fühlten, diskutierten ab 1820 vollkommen frei über die die einzelnen Werke, aber auch über Musik, das Tagesgeschehen und die aktuelle Politik. Ein Teil dieser Abende war auch der Musik gewidmet, da sich einige Komponisten im Kreise Silfverstolpes fanden. Begabte Studenten konnten auch mit einer finanziellen Unterstützung der Gastgeberin rechnen.

Auch wenn man aus den verschiedensten Aufzeichnungen jener Epoche weiß, dass auch Malla Silfverstolpe an den Salon-Abenden aus ihren Werken vorlas, so veröffentlichte sie diese Prosa oder Lyrik nicht, sondern las nur daraus vor. Die erste Novelle, die von der Schriftstellerin überliefert wurde, ist Månne det går an?, eine Art Kampfschrift gegen das Werk Det går an von Carl Jonas Love Almqvist aus dem deutlich den konservative Einstellung der Autorin hervorgeht, die sich der Befreiung der Frau vollständig widersetzt.

Dies zeigt sich auch im Verhältnis zwischen Malla Silfverstolpe, die eine enge Bekanntschaft mit Fredrika Bremer pflegte und die Werke dieser Frauenrechtlerin hoch einschätzte, ohne jedoch ihre Meinung zur Frauenbewegung zu teilen, denn nach Silfverstolpe hatten die Frauen bereits die Freiheit, die sie benötigten, wenn sie sich trauten diese auch zu nutzen.

Dieser Freundschaft zwischen Malla Silfverstolpe und Fredrika Bremer verdanken wir jedoch, die mehrbändigen Memoiren von Silverstolpe, denn Bremer ermunterte Malla zu dieser Arbeit, die vor allem in den 30er und 40er Jahren entsteht. Allerdings wurde die Autorin mit diesem sehr umfangreichen Werk nie ganz fertig, so dass es erst posthum zwischen 1908 und 1911 erschien, textlich nicht überarbeitet wurde und unvollständig ist.

Malla Silverstolpe hatte seit ihrer Jugend Tagebuch geführt und dabei nicht nur über ihre Gefühle geschrieben, sondern die Umgebung, die Menschen und die damalige Denkweise geschildert. Diese Tagebücher waren sicher die Grundlage für ihre Memoiren. Auch wenn man über den literarischen Wert dieses Werkes diskutieren kann, so bildet es mit Sicherheit ein Zeitdokument ohnegleichen, da man an Hand dieser Memoiren einen Zugang zu nahezu allen bedeutenden Schriftstellern jener Zeit gewinnt und das Leben auf Schloss Edsberg nachvollziehen kann. Man darf dabei nicht vergessen, dass nicht nur Atterbom, Geijer oder Almqvist bei ihr verkehrten, sondern auch Esaias Tegnér, Johan Olof Wallin, Adolf Törneros, Anders Fredrik Skjöldbrand, Per Ulrik Kernell, Adolf Fredrik Lindblad und zahlreiche andere Persönlichkeiten.

Copyright: Herbert Kårlin

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