3 oktober 2012

Lina Sandell-Berg und 1700 Gedichte

Lina Sandell wurde am 3. Oktober 1832 in Fröderyd (heute Vetlanda) im Småland als Tochter des Priester Jonas Sandell und seiner Frau Fredrika geboren und starb am 28. Februar 1938 in Stockholm. Während Lina Sandell ihre Werke normalerweise nur mit L.S. unterschrieben hat, wird Carolina Wilhelmina Sandell von Autoren unterschiedlich als Lisa Sandell, Lisa Berg (wie sie nach der Ehe hieß) oder auch Lina Sandell-Berg bezeichnet. Sie selbst benutzte allerdings nie den Doppelnamen.

Die am 13. Juli 1863 geborene Schauspielerin Lina Sandell hat nichts mit der Schriftstellerin zu tun, auch wenn sie in der Öffentlichkeit den gleichen Namen trug.


Über die Kindheit und Jugend von Lina Sandell ist sehr wenig bekannt, außer dass sie sehr häufig krank war und als gebrechlich galt. In dieser Zeit begann sie auch Gedichte zu schreiben. Im Laufe ihres Lebens entstanden über 1700 Gedichte, die sie überwiegend in Kalendern veröffentlichte ohne dass diese jedoch je in Buchform veröffentlicht wurden. An diese Epoche erinnert jedoch ein kleines Museum, das im Fröderyds Pfarrhof eingerichtet ist und ihre Skulptur, die 50 Jahre nach ihrem Tod unter ihrem Lieblingsbaum aufgestellt wurde.

Lina Sandells Leben war eine einzige Prüfung, denn nicht nur, dass sie als Kind ständig krank war, ihr Vater ertrank 1858 im Vättern, die Mutter starb zwei Jahre später und das ihr einziges Kind überlebte die Geburt nicht. Die letzten Jahre ihres Lebens wurde sie zusätzlich dement und verlor ihre Sprache vollständig. Ihr Mann starb ein halbes Jahr nach ihrem Tod an Diabetes.

Die schriftstellerische Karriere begann für Lina Sandell nur zwei Jahre bevor sie 1867 den um sieben Jahre jüngeren Kaufmann und Politiker Oscar Berg heiratete und in seinem Verlag in Stockholm als Redakteurin zu arbeiten begann, denn schon 1865 hatte die Schriftstellerin für den christlichen Kalender Korsblomman Gedichte und Novellen geschrieben, eine Tätigkeit, die sie bis 1902 fortsetzte. Diese Kalender erzielen heute antiquarisch beachtliche Preise.

Für den Verlag ihres Ehemannes schrieb Lina Sandell überwiegend Texte und Lieder, die für die Sonntagsschule bestimmt waren, wobei 1874 ihr Werk Berättelser för söndagsskolan erschien und zwischen 1882 und 1892 die drei Bände Samlade sånger. Da sehr viele Gedichte, die Lina Sandell schrieb, einen christlichen Inhalt haben, wurden hunderte von ihnen zu Psalmen der Svenska Kyrkan, wobei jedoch auch einige davon die gesamte Welt eroberten. Werke wie Blott en dag oder Jag frågar ej werden nicht nur in Kirchen, sondern auch von bekannten Künstlern in Konzerthallen aufgeführt.

Da Lina Sandell ihre Arbeit, auch ihre zahlreichen Übersetzungen, nie selbst als literarische Werke betrachtete und weder sie noch ihr Ehemann an eine Vermarktung dachten, gehört die Schriftstellerin zu jenen, die in der schwedischen Literaturgeschichte nahezu vergessen ist, obwohl ein Teil ihrer Werke in Form von Psalmen und Liedern noch heute weiterleben und manchen Menschen Kraft geben. Wenig bekannt ist auch die Zensur, der die Werke der Autorin unterlagen, denn jedes „Mutterherz“, das sie schrieb und jede „Mütterlichkeit Gottes“ wurden noch in den 70er Jahren von Brüderlichkeit und Vaterherz ersetzt.

Copyright: Herbert Kårlin

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